Pädagogisches Konzept

Arbeitshaltung

Das Leben in der Gruppe spielt in unserer Einrichtung eine große Rolle. Oberstes Ziel unserer Heimerziehung ist, dass sich alle Kinder und Jugendlichen in ihrem Umfeld wohl fühlen. Damit geht einher, dass bereits der Aufnahmeprozess bewusst geführt wird, dass eine intensive und verantwortungsbewusste Fallprüfung nicht nur im Interesse des Kindes und der Familie, sondern auch der bestehenden Gruppe erfolgt. Für die beiderseitige Meinungsbildung sind wir bestrebt, den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich die Einrichtung vorab anzusehen und intensiv über die Gegebenheiten zu informieren.

Ebenso gehört für uns eine fundierte Auftragserklärung von Seiten der Herkunftsfamilie, des Jugendamtes und nicht zuletzt des Kindes/Jugendlichen dazu, bevor eine Aufnahme vereinbart wird. Wir gehen davon aus, dass es von Beginn an Teil einer allseitig respektvollen Zusammenarbeit ist, dass konkrete Vorstellungen und Wünsche von allen Beteiligten offen angesprochen werden.

Auch die effektivste Form der Heimerziehung für das jeweilige Kind/Jugendlichen gilt es zu finden. Möglich sind in unserer Einrichtung das Leben in der Regelgruppe, wo nötig mit zusätzlichen intensiven Hilfsangeboten. Der Bezugsbetreuer ist in erster Linie zuständig für die schulische, gesundheitliche und persönliche Entwicklung des Bezugskindes und mit der Ausarbeitung des individuellen Betreuungsplanes betraut. Bei der Hilfeplanung ist es uns wichtig, realistische, erreichbare Teilziele zu formulieren, an denen die Betreuer mit den Klienten arbeiten. Der Hilfeplan wird vom Bezugsbetreuer mit den Kindern/Jugendlichen gemeinsam vor- und nachbereitet.

Auch die klare Formulierung einer Perspektive zusammen mit Kindern/Jugendlichen, Familie und Jugendamt wird von uns angestrebt, da es besonders für erstere bedeutsam ist, über Auftrag und Zeitrahmen soweit wie möglich Klarheit zu haben.

Das pädagogische Team achtet auf ein einheitliches Handeln in allen Belangen, das sich am individuellen Betreuungsplan orientiert. Dies setzt eine funktionierende Kommunikation des Personals und ein gemeinsames Mit-Tragen-Können von Festlegungen voraus.

Die Arbeit der Pädagogen wird von der Dynamik in der Gruppe ergänzt. Gemeinschaft wird erlebt und gelebt – gemeinsame Erlebnisse, Rituale, Traditionen, aber auch der Alltag verbinden oder bieten Reibungspunkte. Die Mitglieder der Gruppe lernen sich in ihrer Individualität gegenseitig zu tragen und zu ertragen, eigene und fremde Grenzen zu erkennen und wertzuschätzen.

Bedeutsam für die Kinder/Jugendlichen ist das Erleben von Beteiligung und Selbstwirksamkeit bei der Gestaltung von Alltagsabläufen. Diese sollen so erleben, dass sie ernst genommen werden und die Möglichkeit erhalten, an Entscheidungsprozessen mitwirken zu können.

Wir legen großen Wert auf das Schaffen von Höhepunkten, sei es durch Ausflüge, Themennachmittage oder die jährlich stattfindende gemeinsame Ferienfahrt. Auch bemühen wir uns, Traditionen zu schaffen und zu erhalten und Anlässe wie z.B. Weihnachten, die Adventszeit, Ostern usw. so zu gestalten, dass die Kinder und Jugendlichen sich wohl fühlen. Hier spielt auch das Zusammenwirken aller Mitarbeiter, einschließlich des Versorgungs- und Hauswirtschaftspersonals, eine große Rolle, das natürlich nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern beständig für eine familiäre Atmosphäre sorgt.

Die Mitarbeiter leben mit den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen in einer familienähnlichen Atmosphäre zusammen. Sie bieten ihnen ein geschütztes Lebensumfeld mit Harmonie, Zuwendung und Wertschätzung, vermitteln aber auch konsequent verlässliche Strukturen sowie die notwendigen Normen, Regeln und Grenzsetzungen, welche für ein gutes gesellschaftliches Miteinander und eine gesunde sozial-emotionale Entwicklung wichtig sind.

Das alles geschieht auf der Grundlage von entwicklungsprozessbegleitenden Beobachtungen und Analysen (z.B. Dokumentation der täglichen Arbeit durch das Führen von Gruppen-Tagebüchern; Erstellung individueller Förderpläne sowie halbjährlicher individueller Entwicklungsberichte im Rahmen der Hilfeplanung; Erstellen von qualifizierten Stellungnahmen durch therapeutische Mitarbeiter, Fallreflexionen in den monatlich stattfindenden Dienstberatungen bzw. in Gruppensitzungen).

Die Arbeit mit dem erfahrenen heiminternen Diplom-Psychologen (siehe Punkt B.2.2 Erweiterte Leistungsangebote für Kinder und Jugendliche gemäß §35a SGB VIII) dient einer qualitativen Ausgestaltung unserer Arbeit. So erfolgen gemeinsam mit ihm fast täglich Fallreflexionen im pädagogischen Team sowie Einzelkontakte mit den Kindern und Jugendlichen als auch bei Bedarf Elterngespräche.

Der Einrichtung liegt weiterhin ein bewegungsförderndes Konzept zu Grunde, welches durch die natürlichen Gegebenheiten (Lage, Waldnähe, vielfältige Sport- und Spielmöglichkeiten) als auch die Nutzung von in der Nähe befindlichen Sportanlagen begünstigt wird. Die Einrichtung verfügt über einen eigenen Fahrrad-Fuhrpark für entsprechende Bewegung und Touren. Im Sommer besteht außerdem die Möglichkeit zum Baden und zum Grillen.

Auf dem Heimgelände haben wir einen Hund, ein begehbares Hasengehege und innerhalb des Hauses ein Terrarium (Bartagame) sowie ein Aquarium. Unsere Heimbewohner werden in die Versorgung und Pflege der Tiere mit eingebunden, was ihnen die Möglichkeit bietet, Rücksichtnahme zu üben und Verantwortung zu übernehmen.

Unter Anleitung bewirtschaften die Kinder und Jugendlichen unseren Garten, mehrere Hochbeete, ein Gewächshaus und unseren Hausteich als Möglichkeit der Förderung lebenspraktischer Kenntnisse und Fähigkeiten.

Die Gruppen besitzen eigene „Erlebnispläne“, die von individuellen Besonderheiten der Kinder ausgehen und pädagogische Zielstellungen beinhalten.

Für jedes Kind wird ausgehend vom diagnostizierten Entwicklungsstand eine schriftliche Erziehungsplanung und ein individuell zugeschnittenes heilpädagogisch-therapeutisches Programm (Förderplan) erstellt, das im Prozess der Hilfeplanung laufend aktualisiert wird, vgl. Anlage 8. Die Erziehungsplanung enthält Aussagen über Nah- und Fernziele und über die entsprechenden Mittel und Methoden

Die Heime erarbeiten gemeinsam mit den Schülern / Berufsschülern an Angeboten für schulunterstützende und berufsvorbereitende Maßnahmen, um die schulischen sowie berufsbildenden Leistungen besser zu erschließen und zu unterstützen.

Um einen wachsenden Grad der Verselbständigung der Kinder und Jugendlichen zu erreichen, werden dem Stand der Entwicklung entsprechende Maßnahmen im Lebensalltag geplant und durchgeführt. Dazu gehören z.B. Aufträge im lebenspraktischen Alltag (selbständige Einkäufe, Ämter- und Behördengänge) sowie spezifische Freizeitaktivitäten (Teilnahme und Mitgliedschaften in Vereinen und Initiativen des Umfeldes). Im Haus 2 können wir diesem Gedanken folgen, auch unterschiedliche Wohnformen innerhalb der 2 Wohngruppen anbieten. Unsere pädagogischen Erfahrungen der letzten Jahre und die geschaffenen räumlichen Voraussetzungen im Haus 2 ermöglichen die Nutzung auch für Jugendliche mit einem wachsendem Grad der Verselbständigung. Hier sehen wir die Chance konkrete Schritte zu mehr Selbständigkeit und Selbstbestimmung gemeinsam zu gehen. Erste eigenverantwortliche Schritte ins Leben nach Beendigung der Hilfe können konkret vorbereitet werden.

Die zuständigen Jugendämter und Behörden, Eltern oder Sorgeberechtigte und je nach Entwicklungsstand auch die Kinder bzw. Jugendlichen bringen ihre Gedanken in den pädagogischen Prozess mit ein (Partizipation als Recht und Pflicht). So wird – wenn möglich – das Arbeits-/Förderkonzept gemeinsam erstellt und das Hilfeplangespräch gemeinsam vorbereitet und durchgeführt. Ziel dabei ist das Erlernen der Übernahme von Selbstverantwortung durch den zu Betreuenden und dass es im stärker werdenden Maße gelingt, die Kinder und Jugendlichen an der Planung des Alltages zu beteiligen.

Aspekte der partnerschaftlichen Zusammenarbeit

Wir setzen als Einrichtung in der Arbeit mit unseren jungen Menschen auf eine „Orientierung nach außen“. Durch eine offene und lebenspraktische Erziehung wollen wir den Blickwinkel über die Einrichtungsgrenzen hinaus weiten. Unser Bestreben ist es, durch Förderung und Unterstützung in der Gestaltung der individuellen Lebensbereiche ein stabiles Lebensumfeld zu schaffen.

Wir tragen in diesem Zusammenhang den Netzwerkgedanken. Das heißt, nicht alleine das familiäre Bezugssystem unserer Klienten ist für die Lebensgestaltung von großer Bedeutung, sondern z.B. auch das Engagement in Vereinen sowie die Vernetzung mit verschiedenen Institutionen. Dies soll den Kindern und Jugendlichen helfen, ihre Ressourcen zu aktivieren und nutzbar zu machen. Außerdem ermöglicht ein über die Grenzen der Einrichtung geöffneter Rahmen Chancen für weitere Fördermöglichkeiten.

Das bedeutet, dass die Auswahl nicht willkürlich, sondern im Einklang mit dem pädagogischen Prozess sowohl beim Einzelnen als auch in der Gruppe stattfindet. Hierbei orientieren wir uns an gemeinnützigen Vereinen unserer Region.

So nehmen wir z.B. an verschiedenen Projekttagen teil, um die Kinder und Jugendlichen für die Belange des Gemeinwesens zu sensibilisieren.

Vernetzung heißt für uns auch, bei Problemen auf andere Institutionen zuzugehen und uns Rat und Hilfe zu suchen. So entstanden bereits intensive Zusammenarbeiten mit regionalen Einrichtungen, Ämtern oder Dienstleistern. Unsere Einrichtung bietet eine enge Zusammenarbeit mit den Fachkräften der ortsansässigen Kinder- und Jugendpsychiatrie (ÖHK Mühlhausen) und nutzt die regelmäßigen ambulanten Termine einzelner Kinder und Jugendlicher einerseits zur ggf. notwendigen medizinischen, psycho-, ergo-, kunst- oder sozialtherapeutischen Behandlung.

Für die Beschulung nutzen wir bei Bedarf auch Schulen im ländlichen Raum. In diesen Schulen ist die Gesamtzahl der Schüler und die Zahl der Schüler pro Klasse geringer. Diese langjährige Zusammenarbeit und die gewachsenen Kontakte lassen uns gemeinsam an der Beseitigung von Defiziten arbeiten. Um uns über das tägliche Schulleben der Kinder und Jugendlichen zu informieren führen wir für sie ein Verbindungsheft zwischen der Schule und unserer Heimeinrichtung. Die Auswertung des Verbindungsheftes findet täglich in unserer Einrichtung statt und spiegelt sich ebenso in unseren Verstärkerplanen wieder. Diese Form des Austauschs ermöglicht uns eine zeitnahe Reaktion auf mögliche auftretende Schwierigkeiten sowie positive Aspekte und Erfolge,, welche dann auch gemeinsam reflektiert werden können.

Elternarbeit

Da die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen nicht losgelöst von ihrem sozialen sowie familiären Bezugsrahmen passieren kann, ist uns der Blick auf und in die Arbeit mit deren Eltern und/oder Familien ebenso ein wichtiger Bestandteil unseres Hilfeangebotes, vgl. Anlage 5. Die Unterschiedlichkeit der Situationen, in welchen die Familien mit ihren Kindern bis zur Aufnahme leben, fordert ein individuelles, manchmal auch stufenweises und akzentuiertes Arbeiten mit den jeweiligen Bezugspersonen. Wir bemühen uns deshalb von Beginn der Hilfe um ein offenes und wertschätzendes Miteinander.

Für unsere Arbeit spielen der Einbezug und die Teilhabe der Eltern und Familien am Hilfeplanprozess eine entscheidende Rolle. Wir verdeutlichen den Eltern, dass sie Verantwortungsträger für ihre Kinder auch während der Hilfe sind und bleiben, solange dies nicht durch gerichtliche Beschlüsse oder andere Umstände eingeschränkt wurde. In dieser Rolle werden sie von uns in alle Alltagsbelange ihrer Kinder einbezogen und somit von ihrer Entscheidungskraft und Personensorgepflicht nicht entbunden.

Auf der Gegenseite erleben die Eltern und Bezugspersonen ein beratendes, unterstützendes und kooperatives Betreuerteam, welches deren Mitwirkung auch wertschätzt. Unsere Bemühungen liegen darin, die Sorgeberechtigten im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu fördern und durch Transparenz unseres pädagogischen Alltags ihnen den Zugang zur Einrichtung und zur Hilfe zu erleichtern.

Der regelmäßige Kontakt und die Einbeziehung der Eltern gehören zu den wichtigsten Bausteinen im pädagogisch-therapeutischen Prozess. Wir wollen Partner und Ratgeber in der Erziehungsarbeit sein und bieten bei entsprechender Bereitschaft und Finanzierung auch familientherapeutische Interventionen (ziEl) an.

Mit der Beteiligung der Eltern am Hilfeprozess ist die Erwartung und Hoffnung verbunden, dass die Eltern für ihr Kind weiterhin verfügbar bleiben. Damit sollen Beziehungsmuster, Loyalitäts- und Zugehörigkeitskonflikte, Übertragungsprozesse usw. innerhalb der Familie aufgedeckt und ggf. die Eltern-Kind-Beziehung saniert werden.

Das familiäre Umfeld ist mitverantwortlich für die bisherige Entwicklung des Kindes und soll auch in der Verantwortung bleiben bzw. die Möglichkeit erhalten, ihre bisherige Beziehungsarbeit zu hinterfragen und bestenfalls neue Erziehungskompetenzen zu erlangen oder verschüttete Ressourcen wieder zu aktivieren.

Die Eltern oder Bezugspersonen werden von uns in erzieherischen Fragen beraten und in das Konzept der korrektivpädagogischen Arbeit einbezogen. Dazu werden die Eltern zumeist im Rahmen des Hilfeplanprozesses  zu Gesprächen in unsere Einrichtung eingeladen und haben dabei z. B. auch die Möglichkeit mit dem Psychologen Informationen auszutauschen.

Regelmäßig:

und Anregungen– „wir Gefühl“

Qualität der Leistung

Die Einrichtung stellt sich den hohen Maßstäben des Trägers auf inhaltlichem, organisatorischem und zwischenmenschlichem Gebiet. Auf dieser Grundlage ist die Einrichtung zu einem festen Bestandteil der sozialen Infrastruktur Thüringens geworden.

Erziehungs- und Hilfeplanung:

Partizipation der Jugendlichen:

 Personalentwicklung:

Teamentwicklung:

Zusatzqualifikationen der Pädagogen / Heilpädagogen / Sozialpädagogen:

Leistungsdokumentation

Dokumentation von: